Adolf J. Merkl

Merkl war wohl der wichtigste, früheste und "genialste" (Kelsen) Schüler Kelsens und Mitbegründer der Reinen Rechtslehre. Er hatte nachhaltigen Einfluss auf deren Entwicklung, insbesondere durch seine Überlegungen zur Stufenbaulehre, zur Theorie von der Rechtskraft und zur Lehre vom Fehlerkalkül. Sein Leben lang blieb Merkl, der abseits der Juristerei vehement gegen den Alkohol und für die Erhaltung der Natur eintrat, als Wissenschaftler des Verfassungs- und des Verwaltungsrechts den methodischen Einsichten der Reinen Rechtslehre verbunden und darüber hinaus rechtstheoretisch tätig. Es ist fast überflüssig zu sagen, dass Kelsen und Merkl durch all die stürmischen Zeiten hindurch auch persönlich freundschaftlich verbunden blieben.

Geboren 1890 in Wien verbrachte Adolf Merkl die Kindheit in Naßwald an der Raxalpe (NÖ). Das Gymnasium aber besuchte er zunächst in Wien, später in Wr. Neustadt. Nach Matura und juristischem Studium (Dr.iur. 1913) absolvierte Merkl die Gerichtspraxis, trat dann in den Verwaltungsdienst der Stadt Wien ein und kam später ins Handelsministerium, ins Sozialministerium und zuletzt ins staatsrechtliche Büro des Ministerratspräsidiums. Von 1914/15 bis in die 1930er Jahre war Merkl - wie auch Kelsen - als Vortragender in der Volksbildung engagiert. In den Jahren 1918 bis 1921 wurde er in der Staatskanzlei/Verfassungsdienst ein enger Mitarbeiter von Staatskanzler Renner und war maßgeblich an den Vorarbeiten zum Bundes-Verfassungsgesetz von 1920 beteiligt; also auch in diesem Bereich arbeiteten Kelsen und Merkl zusammen. So wundert es nicht, dass der erste Kommentar zur neuen Verfassung von Kelsen, Merkl und Georg Froehlich (dem Leiter des Verfassungsdienstes der Staatskanzlei) herausgegeben wurde. 1919 habilitierte sich Merkl an der Universität Wien mit dem Werk "Die Verfassung der Republik Deutschösterreich"; dabei wurde er unter anderen von Bernatzik und Kelsen gefördert. 1921 erlangte Merkl die Stelle eines ao. Professors, 1930 die eines tit. o. und 1932 eines o. Professors an der Universität Wien. 1938 wurde er im Zuge der nationalsozialistischen Säuberungsaktionen zunächst beurlaubt, 1939 in dauernden Ruhestand versetzt. 1941 konnte Merkl vertretungsweise in Tübingen eine Professur erlangen, 1943 wurde er ebendort zum Professor bestellt. Im Jahr 1950 kehrte Merkl an seine Heimatuniversität Wien zurück und wirkte dort bis 1965 als o. Professor. Er verstarb 1970 in Wien.